Die Geschichte von Luka Modrić, dem Sohn des Krieges (2024)

von Christian Graber

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ReportageLuka Modrić gehört zu den besten Fußballern dieses Planeten und zusammen mit Toni Kroos agiert er als überragender Kreativposten im Mittelfeld der Königlichen. Hinter dem Kroaten liegt allerdings ein sehr steiniger Weg, bis er letztlich in den Fußballolymp aufsteigen konnte. REAL TOTAL erzählt die einzigartige Geschichte über die Kindheit im Krieg und den Aufstieg zum Weltstar.

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Luka Modrić hat es geschafft: vom Kriegsflüchtling zum Weltstar – Foto: instagram.com/lukamodric10

„Er war sieben, aber machte Kunststücke wie mit 20“

MADRID. Den Vornamen erhält Luka Modrić von seinem Großvater, als er am 9. September 1985 in Zadar – einer Hafenstadt im damaligen Jugoslawien – geboren wird. In einem nahegelegenem Dorf verbringt Luka die ersten Jahre seines Lebens. Bis der Krieg ausbricht. Serbische Truppen okkupieren große Teile Kroatiens, darunter auch die Heimat der Familie Modrić. Von 1991 bis 1995 soll der Kroatien-Krieg laufen, und viele Opfer fordern, auch in Lukas Familie: Sein Großvater wird von den Besatzern vor den Augen des sechsjährigen Luka ermordet und die Familie ist gezwungen zu fliehen. Schutz finden sie in einem Flüchtlingshotel. Unwirkliche Bedingungen, um Fußball zu spielen. Für den schmächtigen Jungen dennoch kein Hindernis, seiner geliebten Sportart nachzueifern. “Er nahm den Ball und machte Kunststücke, die 20-Jährige machten, er war sieben oder acht”, erinnert sich Svetko Custic, der Verantwortliche der Einrichtung.

Denn selbst in dieser zerfahrenen und schwierigen Zeit blieb das runde Leder sein stetiger Begleiter. Noch heute gibt es Gerüchte, der Blondschopf habe mehr Fensterscheiben zerstört als die Bomben des Kriegs, welche bedrohlich nah in seinem gewohnten Umfeld niedergingen. Natürlich eine aberwitzige Behauptung, die allerdings eines zeigt: Luka Modrić behielt sich die Freude am Spielen in einem Kriegsgebiet, in dem es sonst kein Grund zu Frohsinn existierte. Diese Zeit – so sagt Modrić es selbst – habe ihn reifen lassen und war ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung. Die Autoren der Biografie “Hijo de la guerrra – Sohn des Krieges” resümieren: „Das Leben des Kroaten ist ein von Mühen durchzogener Weg, welcher ihn zu einem der größten Fußballstars der Welt machte.“

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“Wer sich in Bosnien durchsetzt, schafft es überall auf der Welt”

Nach dem Kriegsende 1995 beginnt er richtig Fußball zu spielen und trotzt den finanziellen Schwierigkeiten in seiner Familie. „Leider hatte er nicht das Geld mir Fußballschuhe zu kaufen“, berichtet Modrić später über die monetäre Situation seines Vaters, der jedoch immer an seinen Jungen geglaubt hatte. Zunächst spielt Luka noch in der Heimat bei NK Zadar. Das enorme Talent ist schon damals unverkennbar, obwohl er von Scouts häufig als körperlich zu schwach befunden wird, wie unter anderem bei seinem Lieblingsklub Hajduk Split. Den unvermeidbaren Durchbruch haben die körperlichen Defizite allerdings lediglich aufschieben können. Im Jahr 2001 schafft es der damals 16-Jährige in die Jugendakademie von Dinamo Zagreb.

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Modrić 2006 im Zagreb-Trikot – Foto: Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images

Aufgrund eines Leihgeschäftes landet Modrić später in der bosnischen Liga bei HŠK Zrinjski Mostar, wo er durch die kroatische Herkunft als Feindbild dient und ihm besondere Härte entgegengebracht wird. Für ihn selbst war es die Reifeprüfung für Größeres – dort kreierte er auch sein neues Bewusstsein: „Wer sich in Bosnien durchsetzt, schafft es überall auf der Welt.“ Modrić wusste sich durchzusetzen: Bereits mit 18 Jahren wird er zum besten Spieler der bosnischen Liga ausgezeichnet. Später in Zagreb agiert er als Stammspieler – sichert sich dreimal Meisterschaft und zweimal den Pokal – ehe er auch in seinem Heimatland 2008 zum besten Spieler der Liga gekürt wird. Nach 68 Einsätzen für Zagreb wollte der nächste Schritt getan werden: der Wechsel nach England.

Ritterschlag von Sir Alex Ferguson

Tottenham und Modrić – es passte einfach! Und wie er es selbst prophezeit hatte, war der Kroate trotz seiner Statur und Körpergröße von 1,72 Metern auf die robuste Spielweise vorbereitet. Während er sein Glück auch privat vergoldete – 2010 folgten Hochzeit und das erste von drei Kindern – wurden auch seine Leistungen vermehrt wahrgenommen, sodass sogar Sir Alex Ferguson den Kroaten als besten Mittelfeldspieler der Premier League adelte.

All das blieb auch in der spanischen Hauptstadt nicht unbemerkt und die Königlichen begannen um die Dienste des Strategen zu buhlen. Nach 160 Partien auf der Insel wurde das für manche Unmögliche wahr gemacht, und die Erfolgsgeschichte von „el Pony“, wie er seit der Ankunft in Spanien wegen seiner blonden Mähne genannt wird, sollte nach einem wahren Transfertauziehen 2012 in Madrid weiter gehen.

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Mit Real gewann Modrić schon vier Mal die Champions League – Foto: Shaun Botterill/Getty Images

In Madrid: 260 Spiele, 14 Titel, Vertrag bis 2020

Bereits jetzt blickt Luka Modrić auf eine Bilderbuchkarriere. Wer seine Geschichte kennt, gönnt ihm jeden Erfolg – wer ihn spielen sieht, verfällt seiner Eleganz und Ruhe am Ball. Der Mittelfeldmotor, der mit seinem rechten Außenrist mehr Fähigkeiten besitzt, als sich die meisten Fußballer je erträumen lassen, führt in Madrid mit Ehefrau Vanja und den Kindern Ivan, Ema und Sofia das ruhige Leben, welches er als Aufwachsender nicht erleben durfte. Der 32-Jährige hat allen Widrigkeiten getrotzt und nicht nur durch 14 Titel aus 260 Partien mit den Blancos mehrfach bewiesen, was er kann. Für ihn ein gemischtes Gefühl aus Stolz und Genugtuung: „Irgendwann spielte ich für die Nationalmannschaft und unterschrieb bei Tottenham. Trotzdem sagten viele immer noch, dass ich es nicht packen werde. Doch ich habe allen das Gegenteil bewiesen. Und heute kann ich voller Stolz sagen, dass ich beim größten Klub der Welt spiele: Real Madrid.”

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